Zukunftsweisender Neubau – wie das Inselspital die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreibt

Das Berner Inselspital bekommt ein gründliches Makeover in Form eines neuen, technisch hochkomplexen Hauptgebäudes. Dieses wurde mit modernsten Mitteln geplant und umgesetzt und ebnet den Weg zum digitalen Spital der Zukunft.
«scale-it» blickt hinter die Kulissen des Grossprojekts und zeigt, wie das Gesundheitswesen von morgen aussehen wird.

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Am 18. September 2023 soll das neue Anna-Seiler-Haus bezugsbereit sein und das Bettenhochhaus aus den 1970er-Jahren ersetzen.
Das neue Spitalgebäude glänzt mit Lichthöfen, begrünten Terrassen, hellen Zimmern und viel Tageslicht – das soll den Heilungsprozess der PatientInnen fördern (Konzept «Healing Architecture»). Zudem werden die einzelnen Kliniken, FachspezialistInnen sowie die OP-Bereiche enger vernetzt, was zu kürzeren Wegen und effizienteren Abläufen beiträgt.

Smart, digital und vernetzt – dank BIM

18 Stockwerke, eine Höhe von 63 Metern, über 3’200 Räume, mehr als 1’000 Betonstützen und eine Nutzfläche von 82’000 Quadratmetern – allein das Ausmass des neuen Bauwerks ist imposant für Schweizer Verhältnisse.

Es ist das erste Spitalgebäude dieser Grösse und Komplexität, das mit digitaler Planung nach Zertifizierung Minergie-P-Eco gebaut wurde und somit höchsten Anforderungen ökologischer Nachhaltigkeitsziele gerecht wird.

Bei der Planung und Realisierung des Neubaus kam die Building Information Modeling-Arbeitsmethode (BIM) zum Einsatz, mit der das Gebäude später auch betrieben wird.

Gerade bei einem solch hochkomplexen Bauwerk wie einem Spital ist eine durchgehende Vernetzung von Planung, Bau und Bewirtschaftung unerlässlich. Die Integration moderner, IT-gestützter Prozesse und Technologien muss beispielsweise von Anfang an miteingeplant werden. Zudem können durch die konsequente Digitalisierung und Vernetzung über den gesamten Lifecycle hinweg erhebliche Kosten eingespart werden.

Roman Plattner, Leiter Projekte und Innovation der Insel Gruppe sagt dazu:

«Das BIM-basierte Gebäude wurde end-to-end digital gebaut, sodass wir nun alle Informationen digital in unser Facility Management System integrieren können. Dies ist für uns von besonderer Relevanz. Man muss sich das so vorstellen: Früher bekamen wir nach der Bauabnahme 900 Bundesordner mit Dokumentationen und Bauobjektdaten, die wir wieder ins System einspeisen mussten. Mit BIM wird sichergestellt, dass alles 1:1 papierlos, vollständig und direkt digital im Facility Management System abgebildet wird.»

Ebenfalls ein wichtiger Punkt: Die Schaffung eines digitalen Modells (Digital Twin), in welches auch die Gebäudetechnik integriert ist, bietet Asset-, Facility-Managern und Service-Providern eine kollaborative Plattform, auf der sie interdisziplinär zusammenarbeiten können.

IT-technische Herausforderungen und Systemsicherheit

Für Plattner ist es die ganze Komplexität, die das Projekt des Inselspital-Neubaus zur Herausforderung macht. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem, was gewünscht wird und dem, was technisch und finanziell umsetzbar ist.

Aus medizintechnischer Sicht ist das Bauwerk mit modernster Technik ausgestattet. Neben mono- und biplanen Herzkatheter-Laboren werden OP-Säle mit Bildsignalvernetzungslösungen, Hybrid-OP-Säle und radiologische Untersuchungsräume mit CT und MRT umgesetzt.1

Deshalb betont Plattner: «Ein Spital ist besonders herausfordernd, da das Gebäude einen hohen Technologisierungsgrad aufweist, sprich hochinstallierte Räume wie Operationsplätze etc., die viel IT und Medizintechnik-Equipment haben, was entsprechend viel Netzwerkkomponenten braucht, um alles auszurüsten. Hier sorgt unter anderem Cisco als unser Partner dafür, dass wir eine anpassungsfähige und sichere Vernetzung haben. Sie liefern die ganzen Netzwerkkomponenten wie z.B. die LAN-Adapter

Momentan werden die einzelnen Gewerke intensiver Prüfungen unterzogen, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäss funktionieren. Danach werden eingehende Integrationstests durchgeführt. Eigentlich ist das Gebäude bereits fertiggestellt, wird es erst im September 2023 bezogen. Bis dahin werden alle Systeme getestet und aufeinander abgestimmt, um sicherzustellen, dass beim Bezug alles reibungslos funktioniert.

Gerüstet für zahlreiche Use Cases

Mit seinem Neubau folgt das Inselspital dem generellen Trend in Richtung Errichtung technologisch hochentwickelter Kliniken. Die Infrastruktur eines modernen Spitals eröffnet die Möglichkeit, eine Vielzahl relevanter digitaler Anwendungen im Zusammenhang mit der «Patient Journey» und dem Krankenhausbetrieb umzusetzen. Unternehmen wie Cisco bieten hierfür umfassende Lösungen an.

Übersicht über die Anwendungsfälle: Zahlreiche Lösungen und Tools für das Gesundheitswesen ebnen denerfolgreichen Übergang zum virtuellen Gesundheitswesen.

Konkrete Anwendungsbeispiele

Trend 1: Telemedizin & virtuelle Pflege

Virtuelle Konsultationen ermöglichen die ortsunabhängige Betreuung bzw. Behandlung der PatientInnen durch sichere Sprach- und Videotechnologie. Diese können sowohl ambulant als auch stationär stattfinden. Vorteile: Verbesserung des Zugangs zur Versorgung und gesteigerte Produktivität des ärztlichen Fachpersonals.

Trend 2: Smartes, vernetztes Spital

Eine sichere Verbindung von klinischen, betrieblichen und geschäftlichen Systemen sowie Anwendungen, Usern und Daten sorgt für ein automatisiertes und nachhaltiges Erlebnis. Das Herzstück bildet ein sicheres und agiles Netzwerk, das schnelle und zuverlässige kabelgebundene und Wireless-Verbindungen sowohl am Point of Care als auch im gesamten Betrieb ermöglicht.

Trend 3: Sicherheit & Überwachung

Mit einem integrierten End-to-End-Sicherheitsportfolio werden Bedrohungen blockiert, Hacker abgehalten, die Transparenz gesteigert sowie die Systeme und PatientInnendaten vor Cyberangriffen geschützt. Vernetzte Kameras im Spital, überwachen die Aktivitäten im Gebäude, analysieren Bewegungsmuster und können Bedrohungen erkennen.

Stand der Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen

Trotz vieler interessanter Entwicklungen in den letzten Jahren schreitet die Digitalisierung im Bereich des Gesundheitswesens der Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ zögerlich voran. Es gibt zwar bereits digitale Angebote wie beispielsweise das Elektronische Patientendossier (EPD) oder Online-Terminvereinbarungen, jedoch sind diese nicht flächendeckend verfügbar. Auch die Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen ist noch ausbaufähig.

Dazu meint Plattner: «In der Schweiz stellt der Föderalismus eine Herausforderung dar. Dieser forciert Insellösungen, was zwar seine Vorteile hat, aber gerade im Kontext von Krankenhäusern ist der föderalistische Ansatz eher hinderlich und erschwert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen. Ein Beispiel hierfür ist das EPD, über das derzeit viel diskutiert wird. Einfach strukturierte Daten zu speichern, scheint meiner Meinung nach nicht wirklich zielführend zu sein.»

Im Gegensatz dazu haben insbesondere die nordischen Länder, bereits ein einheitliches System implementiert, das die Interoperabilität sicherstellt, so dass für alle immer die aktuellsten Daten bereitstehen.

Plattner führt an: «In der Schweiz ist die Zusammenarbeit zwischen den Spitälern aufgrund der verschiedenen Systeme und Vorgehensweisen vorläufig noch sehr begrenzt. Deshalb ist es besonders relevant ist, dass wir im Inselspital bald ein neues Klinikinformationssystem einführen werden. Nächstes Jahr werden wir mit dieser Lösung technologisch führend sein.»

Der epische Kuss – auf KIS folgt KISS

Mit der Ablösung ihres veralteten Klinikinformationssystems (KIS) namens i-pdos durch ein neues umfassend integriertes Klinikinformations- und Steuerungssystem (KISS), plant die Insel Gruppe einen Schritt in die richtige Richtung. Das neue System, mit dem weltweit über 2’000 renommierte Kliniken arbeiten, heisst Epic. Mit dessen Einführung wird die Insel Gruppe Teil eines globalen Netzwerks.

Als erstes Spital in der Schweiz und als erstes im deutschsprachigen Raum überhaupt arbeitet bereits das Kantonsspital Luzern (Luks) seit Herbst 2019 mit der Software.

Das Ziel, das die Insel Gruppe mit Epic verfolgt, ist die Einführung einer einheitlichen digitalen Arbeitsplattform für das gesamte Spital. Waren bisher unterschiedliche Systeme für die klinische Dokumentation im Einsatz, sollen nun sämtliche medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten rund um die Behandlung der PatientInnen zentralisiert abgewickelt werden können.

Durch die einheitliche digitale Vernetzung soll eine effizientere Zusammenarbeit ermöglicht und zugleich eine ganzheitliche Betrachtungsweise der PatientInnen gefördert werden. Die Vision ist es, federführend in der digitalen Medizin und weltweit eine der führenden Spitalgruppen für universitäre und integrierte Medizin zu werden. Gleichzeitig wird durch die digitale Vernetzung auch die Umsetzung anderer strategischer Ziele wie Patientenorientierung, Qualitätsführerschaft und Innovation bei Diagnostik und Therapie angestrebt.

Was das Thema Datensicherheit und schützenswerte Daten betrifft, sagt Plattner folgendes: «Bei uns in der Insel Gruppe ist die Daten- und Informationssicherheit das höchste Gut. Wir investieren sehr viel in diesem Bereich. Dass wir hier state-of-the-art unterwegs sind, hat bei uns die höchste Management-Attention.»

Experte
Roman Plattner

Roman Plattner ist diplomierter Wirtschaftsinformatiker HF und hat erfolgreich ein Studium als Betriebsökonom FH sowie Executive MBA HSG in Business Engineering abgeschlossen. Er verfügt über langjährige und umfangreiche Erfahrung als Leiter ICT und Projektleiter von Fach- und insbesondere IT-Projekten im Gesundheits-, Banken- und Versicherungsbereich. Seit 2021 ist er verantwortlich für die Digitalisierung der Insel Gruppe.

Digitale Revolution im Krankenhaus:
Segen oder Fluch?

Die Digitalisierung schafft neue Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten und vereinfacht die Kommunikation zwischen den einzelnen AkteurInnen des Gesundheitswesens.

Dank der neuen technologischen Möglichkeiten werden die PatientInnen immer selbständiger, beispielsweise durch Online-Check-In/Check-Out und Bedside Terminals. Dies gestaltet den Prozess der «Patient Journey» einfacher und effizienter. Auch die Tendenz weg von stationären Behandlungen hin zu vermehrt ambulanten Behandlungen soll sich positiv auf die PatientInnen auswirken und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Es werden aber auch negative Stimmen laut. So denkt die Mehrheit der medizinischen Fachkräfte gemäss einer Studie in Deutschland, dass mit der Digitalisierung eine Verschlechterung der Arzt-Patienten-Beziehung erfolgen wird (nur 14% rechnen mit einer Verbesserung).

Für Plattner überwiegt in Bezug auf den Inselspital-Neubau jedoch das Positive:
«Es sind zwei Aspekte. Die Ambulantisierung ist vom Gesetzgeber gewünscht und wird entsprechend so gesteuert. Deshalb haben wir den Neubau bereits von Anfang an so ausgerichtet, dass er den neuen Anforderungen entspricht. Was die Patiententerminals angeht ist meiner Meinung nach ein grosser Bedarf vorhanden. Die PatientInnen wollen selbst aktiv sein und Dinge beeinflussen können. Ich denke, die technologische Entwicklung ist eine Unterstützung beziehungsweise eine Ergänzung. Der Behandlungsprozess wird effektiver gestaltet und spart wichtige Ressourcen in der Pflege. Wenn PatientInnen beispielsweise lediglich einen Kaffee bestellen möchten, kann dies nun direkt über die Terminals an die Hotellerie weitergeleitet werden und es muss nicht mehr zuerst jemand von der Pflege kommen. Ist der Bedarf der PatientInnen nach persönlicher Interaktion da, kann natürlich nach wie vor das Pflegepersonal gerufen werden.»

Das Spital der Zukunft

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass nicht nur der Spitalbetrieb immer digitaler und vernetzter wird, sondern auch die betroffenen Personen auf ihrer «Patient Journey» zunehmend digitale Werkzeuge in Anspruch nehmen.

«Die PatientInnen werden schon viel früher, also bereits zu Hause, digital in Empfang genommen und auf den Spitaleintritt vorbereitet.» sagt Plattner. «Ich kann mir vorstellen, dass es mittelfristig eine Art Betten-Check-In geben wird, analog Flughafen. Natürlich ist dieser Prozess in einem Krankenhaus jedoch viel komplexer und die menschliche Interaktion wird hier immer noch sehr geschätzt.»

Dass es sicher möglich sein wird, die «Patient Journey» durchgängig digital durchzuführen – sprich Vorbereitung, Eintritt, Aufenthalt und Nachsorge – davon ist Plattner überzeugt:

«Viele Spitäler haben bereits Self-Service-Kioske installiert und es ist zu erwarten, dass solche Angebote noch weiter ausgebaut werden. Die Integration in das Gesamtsystem des Krankenhauses wird voranschreiten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Mehrheit der PatientInnen im fortgeschrittenen Alter ist, die erfahrungsgemäss eine geringere Affinität zu technischen Geräten aufweisen. Bei dieser Altersgruppe ist mit Berührungsängsten gegenüber digitalen Systemen zu rechnen. Daher denke ich, dass so schnell nicht alles für jede Patientengruppe digitalisiert wird. Die Digitalisierung braucht vor allem eins: Zeit und Geduld

Dieser Artikel auf «scale-it» wurde in Zusammenarbeit mit Cisco Schweiz verfasst. Der Werbepartner ist einer der führenden Anbieter von Cloud-Technologie-Lösungen und Security-Services. Der Beitrag entspricht den redaktionellen Richtlinien von «scale-it».
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