Digitale Fitnesskur für Spitäler – Wie sieht das Krankenhaus von morgen aus?

Das Gesundheitssystem befindet sich im Wandel. Auch Spitäler setzen intelligente Technologien ein und werden zunehmend digital – angefangen bei der Aufnahme der PatientInnen, über die Versorgung bis hin zur Gebäudetechnik. Wo liegen die Trends und welche Technologien erleichtern PatientInnen wie auch dem Personal das Leben? «scale-it» klärt Sie auf.

Dieser «scale-it»Artikel gehört zu unserem:

Science Fiction zeigt uns schon lange, wie die Gesundheitsversorgung und die Krankenhäuser der Zukunft aussehen könnten. Angefangen bei tragbaren Scannern, welche Krankheiten punktgenau diagnostizieren, über vollautomatisierte, digitale Spitäler, Roboterärzte und Nanobots bis hin zu bionischen Prothesen: Bücher, Filme und Videogames beflügeln seit jeher unsere Fantasie.

Mit dem Aufkommen von künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und dem IoMT, sind einige dieser Innovationen plötzlich gar nicht mehr so realitätsfremd. Welche Technologien sind bereits im Einsatz und wie sieht das Krankenhaus von morgen aus? Dieser Frage gehen wir im Folgenden nach.

Der Faktenhintergrund

Gab es bisher nur die Möglichkeit, entweder die Qualität der medizinischen Versorgung des Einzelnen zu steigern oder aber die Gesundheitskosten für die Allgemeinheit zu senken, lässt sich dieses Problem mithilfe digitaler Innovationen und neuen Technologien erstmals überwinden.

Die Digitalisierung bildet eine grosse Chance, die Gesundheitsversorgung in Zukunft weiterhin effizient zu gewährleisten.

Smart Hospitals

Bye bye «Krankenhaus», Welcome «Gesundheitsbau»

Heute muss ein Krankenhaus viel mehr als nur den Zweck eines funktionalen Gebäudes erfüllen. Darum spielen bauliche Aspekte eine immer wichtigere Rolle. Im Mittelpunkt steht das Wohlbefinden der zu behandelnden Person und die Sicherstellung eines angenehmen Spitalaufenthalts. Seitens der PatientInnen wird verstärkt ein gewisses Ambiente erwartet. Das Krankenhaus wird immer mehr zum Gesundheitsbau.

Merkmale:

  • Modern & zentralisiert: Laut einer Studie von EY sollten die Gesundheitsbauten modern sein, sich an die neusten medizin-wissenschaftlichen Erkenntnisse anpassen sowie alle Leistungen unter einem Dach vereinen.
  • Flexibel & modular: Die Tendenz geht eindeutig in Richtung Raumstrukturen, die sich flexibel ausfüllen und rasch umfunktionieren lassen. Die Flächen sollen möglichst effizient und wirtschaftlich genutzt werden können.
  • «Healing Architecture»: Schickes Design, viel Tageslicht, Blick ins Grüne und ansprechende Farben – das Spital wird zur Wohlfühloase. Es soll die PatientInnen beim Gesundwerden unterstützen und somit ihren Aufenthalt verkürzen. Beispiel ist das Spital Solothurn.
  • Ambulant statt stationär: Immer mehr Eingriffe werden nur noch ambulant durchgeführt. Der Bereich mit ambulanten OP- und Eingriffsräume wird vergrössert, die Anzahl stationärer Betten sinkt.

Digitales Bauen mit BIM

Die obenstehenden Tendenzen haben direkte Auswirkungen auf die Architektur.

Building Information Modelling (BIM) wird zum zentralen Stichwort für den Bau des Spitals der Zukunft. BIM ist die digitale Methode der Planung, des Bauprojektmanagements und des Betriebs von Gebäuden.

Konkret geht es um die vernetzte, intelligente Konzeption smarter Krankenhäuser, bei der das digitale Gebäudemodell im Zentrum steht. Daten wie Pläne, Listen, Materialien sowie die geplanten Kosten oder auch energetische Eigenschaften werden dabei in einem einzigen Modell verwaltet.

Integrale Krankenhausplanung: Mit der BIM-Methode kann ein realistisches, digitales Abbild der physischen als auch funktionalen Merkmale einer Gebäudestruktur entworfen werden. (Bild: Getty Images)

Durch die Zentralisierung aller Spital-Gebäudedaten kann die Umsetzung besser geplant werden. Die BIM-Methode lässt weniger Spielraum für Fehler. Kosten können besser kalkuliert und Änderungen in der Planung direkt verfügbar gemacht werden.

Das Spital Limmattal in Schlieren dient als Paradebeispiel für diese Methode der Gebäudeplanung – das Projekt wurde gar preisgekrönt.

Und auch der Neubau des Kantonsspitals Baden sowie das Hauptgebäude des Inselspitals in Bern werden aktuell integral nach BIM erstellt.

Intelligente Gebäudetechnik

Geht es um die Digitalisierung bei Neu- und Umbauten von Spitälern, muss heute und in Zukunft bereits direkt zu Beginn die Technik miteingeplant werden.

Hier bietet z.B. Siemens eine IoT-Lösung für Spitäler an, die auf intelligente Gebäudetechnik setzt. Sie verknüpft intelligente Sensorik mit einer zentralen IoT-Plattform.

Gesammelte Echtzeitdaten ermöglichen eine direkte Interaktion dem Gebäude und den sich darin befindlichen Personen. Gespeicherte historische Daten können für gezielte Auswertungen verwendet werden. Dadurch können langfristig Kosten- und Energieeinsparungen erzielt und Betriebsabläufe vereinfacht und optimiert werden.

Ein Praxisbeispiel für diesen Ansatz ist das Kinderspital Zürich. Neben dem Einsatz von ausgeklügelten, digitalen Geräten und Systemen, um eine bessere Patientenversorgung zu gewährleisten, wird beim KISPI-Neubau intelligente Gebäudetechnologie genutzt werden, um die Sicherheit und Produktivität der PatientInnen und Mitarbeitenden zu verbessern. Mithilfe der Software von eliona soll so das erste Smart Hospital der Schweiz entstehen. Zu den neuen Funktionen zählt die In-House Lokalisierung von Personen und Gegenständen mittels IoT-Sensoren. Die Gebäude- und Sensorendaten werden anschliessend analysiert und Optimierungsmassnahmen mittels KI-Algorithmen, regelbasiert oder manuell abgeleitet.

Veranstaltung:

Die Konferenzreihe «Spital der Zukunft» bringt Planer, Architekten, Betreiber, Führungskräfte und Entscheidungsträger von Krankenhäusern zusammen, um qualifiziert über die Zukunft des Spitals zu diskutieren.

KI & Machine Learning

Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) sind wichtige Schlüsselbegriffe im Gesundheitswesen und in der Medizin der Zukunft. KI analysiert, lernt von digitalen Gesundheitsdaten und ist in der Lage, Muster und Zusammenhänge zu erkennen.

KI-basierte Lösungen im Gesundheitswesen helfen unter anderem in folgenden Bereichen:

  • Automatisierung & Optimierung administrativer Aufgaben
  • Analyse von Bilddaten und medizinische Diagnostik
  • Unterstützung klinischer Entscheidungen
  • Schnellere Entwicklung von Medikamenten
  • Prognosen & Einschätzung von Risiken
  • KI-assistierte Chirurgie
  • Überwachung chronischer Krankheiten
  • Management von Krankenhausdaten
  • Verfolgung des Patientenfortschritts im Laufe der Zeit

Smarte Lösungen können bei klinischen, operativen sowie auch finanziellen Entscheidungen Abhilfe leisten. Sie können das Pflegepersonal und insbesondere auch das ärztliche Fachpersonal entlasten.

In Zukunft könnte die KI sogar als eine Art «virtueller Arzt» fungieren und PatientInnen Empfehlungen und Ratschläge geben.

Virtual & Augmented Reality

Was früher ausschliesslich in der Videogame-Industrie zum Einsatz kam, wird in Zukunft auch im Klinikalltag zur Norm werden: Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) bergen ein riesiges Potenzial in der Medizin. Zwischen 2021 und 2026 soll dieser jährlich um 35% wachsen und somit bis zum Ende dieses Zeitraums auf mehr als 40 Milliarden US $ anschwellen.

Innovative Technologien wie Virtual Reality und Augmented Reality werden auch immer öfter im Gesundheitssektor eingesetzt. (Bild: Getty Images)

Mit VR und AR erschliesst sich eine völlig neue Dimension medizinischer Behandlungsmethoden. Operationsszenarien können realitätsgetreu simuliert werden.

In den USA arbeiten Forscher an einem System, das holografische Darstellungen ermöglicht und auf dem Operationstisch direkt über der zu behandelnden Person eine 3D-Darstellung eines bestimmten Aspekts der menschlichen Anatomie aufzeigen kann. 

Teilweise werden VR-Technologien bereits bei Operationen und in Uni-Spitälern eingesetzt – hauptsächlich zur OP-Vorbereitung und in der Schmerztherapie. Aber auch im Bereich Psychotherapie gewinnt VR zunehmend an Bedeutung.

Zudem sind VR und AR sind in der Medizinausbildung von grosser Relevanz. Die immersiven Technologien können StudentInnen chirurgische Operationen fast lebensecht simulieren und schwierige Eingriffe risikolos üben.

Dōmo arigatō, Mr. Roboto!

Neben der KI und VR ist im Gesundheitswesen auch die Robotik auf dem Vormarsch. Intel® Technik ermöglicht beispielsweise Robotik-Lösungen.

In Zukunft werden Roboter in allen möglichen Bereichen des Spitals zu Einsatz kommen und dabei helfen, die ärztlichen Fachpersonen und das Pflegepersonal zu entlasten.

Schon heute sind in einigen Einrichtungen – auch in der Schweiz – während langen Operationen sogenannte Assistenzroboter im Einsatz, die die ChirurgInnen unterstützen und ihnen den Eingriff erleichtern.

Arten von Robotern im Krankenhaus:

✓ Transport- und Logistikroboter
✓ Reinigungs- / Desinfektionsroboter
Pflege- & Assistenzroboter
✓ 3D-Bioprinting-Roboter
✓ Nanobots & Microbots
✓ Chirurgie-Roboter

Roboterassistierte Chirurgie: Die präzisen Maschinen dienen den ChirurgInnen als verlängerter Arm und entlasten diese bei der Arbeit. (Bilder: Getty Images)

In der Pflege können Roboter verschiedene Aufgaben (z.B. Service-Tasks) übernehmen.
Sie können aber auch im Labor und in der Krankenhauslogistik eigesetzt werden sowie Räume desinfizieren oder Medikamente ausgeben – Robotern sind keine Grenzen gesetzt.

Im Bereich der Chirurgieroboter hat die Schweiz bereits einige Erfolge erzielen können:

Hybrider Operationsroboter «Dexter»:
https://www.moneycab.com/schweiz/weltpremiere-erste-operation-mit-einem-hybrid-roboter-am-inselspital/

Chirurgieroboter erforscht Wachstum von Embryos:
https://www.netzwoche.ch/news/2023-01-15/mit-dem-chirurgieroboter-die-entwicklung-von-embryos-erforschen

Für einen verstärkten Einsatz von Robotern und Cobots im Gesundheitswesen sprechen neben dem Fach- und Arbeitskräftemangel, vor allem Kostengründe.

Vorreiter in Sachen Robotik ist Japan. Dort setzt man schon seit langem auf die intelligenten Helfer – vor allem wegen des demographischen Wandels in der Pflege und im Gesundheitswesen. Offen bleibt in dieser Hinsicht die Frage der Akzeptanz sowie ethische und auch rechtliche Fragen: Wer haftet, wenn ein Roboter in der Pflege einen Schaden verursacht?

Medizinischer 3D-Druck

Das Verfahren des 3D-Drucks macht stetig Fortschritte und wird längst nicht mehr nur in der Technik und Industrie verwendet.

Auch in der Medizin hat sich 3D-Druck mit rasanter Geschwindigkeit ausgebreitet – und der Einsatzbereich geht bereits weit über die Herstellung von chirurgischen Instrumenten hinaus.

Mit dem 3D-Drucker können mittlerweile nicht nur perfekt auf den Menschen angepasste Modelle wie Gipsabdrücke oder Prothesen hergestellt werden, sondern auch Implantate sowie ganze Hände, Arme und Beine, die Amputierten ein normales Leben ermöglichen.

Mit digitalen Scan-Softwares können 3D-gedruckte Alternativen zu Gipsverbänden hergestellt werden. (Bild: von Tom Claes auf Unsplash)

Erforscht wird auch die Herstellung von Knorpeln, Gewebe, Knochen und sogar Organen per Bioprint. So soll der Bioprinter künftig eine grosse Rolle in der Kompensation der Organ-Knappheit spielen und z.B. passgenaue und individuelle Gefässprothesen drucken können.

Und es gibt bereits kleine Erfolge: 2019 druckten israelische Forscher ein Mini-Herz aus komplett menschlichem Gewebe mit allen wichtigen Strukturen und Blutgefässen.

Weiter wird an der Einführung von Tabletten aus dem 3D-Drucker gearbeitet. Auch diese Technologie eröffnet völlig neue Möglichkeiten: So soll sich beispielsweise die Wirkstoffmenge individuell auf das Gewicht eines Patienten anpassen lassen.

Das Ziel ist, dass sich die Krankenhäuser in der Zukunft ihre Medikamente selbst drucken können – ganz gemäss Bedarf und den Bedürfnissen der PatientInnen.

«Patient Journey» 4.0 – Angenehmere und schnellere Reise für PatientInnen

Angenehmere und schnellere Reise für PatientInnen

Egal um welches gesundheitliche Problem es sich handelt: Der rote Faden, der sich von der ersten Bemerkbarkeit von Symptomen, über die Diagnose, die Spitalanmeldung und die Behandlung, bis hin zur Genesung und der After Care zieht, ist die «Patient Journey».

Dabei betrifft die Digitalisierung jeden Aspekt entlang der einzelnen Phasen der Patienten-Reise. Das heisst, es werden immer häufiger digitale Werkzeuge eingesetzt – in erster Linie das Smartphone.

Die PatientInnen der Zukunft sind auf Ihrer Spitalreise von A bis Z digital vernetzt. (Bild: iconimage / stock.adobe.com)



Das angestrebte Ziel sind mobile Apps und Services zentralisiert in EINER Lösung. Das soll die Patient Journey angenehmer und einfacher gestalten, die Übersicht verbessern und unnötigen Papierkram verhindern. Ein gutes Beispiel hierfür ist die App von Medix-Care.

Bessere Behandlungsqualität und Vernetzung für Spitäler

Nicht nur den PatientInnen kommt die Digitalisierung im Gesundheitswesen zugute – sie bringt auch für die Spitäler, respektive die Fachkräfte viele Vorteile.

So ermöglichen digitale Systeme eine schnellere und bessere Diagnose. Sie sorgen für mehr Transparenz und Kontrolle hinsichtlich der Ausführung von Tests und Therapien. Daten können leichter und schneller gesammelt, ausgetauscht und analysiert werden, was sich positiv auf die medizinischen Dienstleistungen auswirkt. Folglich haben ÄrztInnen und Pflegekräfte mehr Zeit für die direkte Betreuung der PatientInnen und können diese effizienter und effektiver versorgen.

Das Fazit: die Qualität der medizinischen Dienstleistungen nimmt zu und es können Kosten eingespart werden.

Neben innovativen Technologien im medizinischen Bereich, werden auch die internen Prozesse im Spitalbetrieb zunehmend digitaler. Es wird eine starke Vernetzung angestrebt. Nichtsdestotrotz soll der Mensch im Mittelpunkt bleiben – vor allem die PatientInnen, aber auch die ÄrztInnen und PflegerInnen.

Ziel ist es, die PatientInnen auf den Stationen durch die digitalisierten ärztlichen und pflegerischen Kern- und Supportprozesse und die neuen Technologien besser versorgen zu können und die Patientensicherheit zu erhöhen. Sie sollen möglichst rasch und effizient behandelt werden und schnell wieder nach Hause gehen können.

Zudem soll die Digitalisierung das Pflegepersonal entlasten, indem man den PatientInnen, die Möglichkeit gibt, selbstbestimmter zu werden und fachfremde Tätigkeiten zum Beispiel an das Servicepersonal delegiert werden können.

Damit erhoffen sich Krankenhäuser Kosteneinsparungen in Millionenhöhe und eine qualitativ hochwertige und effizientere Arbeitsweise innerhalb ihrer gewachsenen Infrastruktur.

In einem ersten Schritt ist die Installation flächendeckender Netzwerke in den Spitälern von Bedeutung. Das Ziel ist ein sicherer Datenaustausch zwischen den vernetzten Geräten und dass alle möglichen Informationen der verschiedenen Systeme zusammenlaufen können. In der Schweiz bietet beispielsweise die ITRIS One AG solche IT-Lösungen fürs Gesundheitswesen an.

Mit der zunehmenden Vernetzung im Gesundheitswesen steigt für Krankenhäuser das Risiko, Opfer von Viren, Trojanern und anderen Angriffen aus dem Netz zu werden. Das IT-Risikomanagement gewinnt daher weiter an Bedeutung. (Bild: Getty Images)

Digitalisierung interne Prozesse vs. medizinische Technologien

Ist die Digitalisierung im Bereich der medizinischen Technologien bereits sehr weit fortgeschritten, schöpft der organisatorische und administrative Bereich der Klinikabläufe – zumindest in der Schweiz – noch längst nicht alle Möglichkeiten aus.

Oft fehlt eine einheitliche Infrastruktur für digitale Prozesse, die diese miteinander vernetzt und die sektorenübergreifende Kommunikation und Übermittlung von Patienten- und Falldaten an andere Leistungserbringer ermöglicht.

Ein einheitliches Computersystem für alle Spitäler ist ebenfalls nicht gegeben.
Über zwei Drittel der ÄrztInnen in der Schweiz sehen den Zeitaufwand, der durch administrative Arbeiten entsteht, als grosses Problem. Eine die Digitalisierung in diesem Bereich könnte viele Prozesse automatisieren, vereinheitlichen, vereinfachen und effizienter gestalten.

Zeitraubend ist beispielsweise die Dokumentation der erbrachten Leistungen in Form von Berichten und Abrechnungskürzeln. Spezialisierte Spracherkennungssysteme können hier Abhilfe schaffen und zu deutlichen Entlastungen für die ärztlichen und pflegerischen Fachkräfte führen.

Weitere sinnvolle digitale Lösungen sind laut eines Forschungsprojekts der ZHAW auch datenbasierte Prognosemodelle zur Vorhersage, Planung und Optimierung der Personaleinsatzplanung.

eHealth

Der Begriff «eHealth» fasst alle elektronischen Gesundheitsdienste zusammen, deren Abläufe die Beteiligten mit Hilfe moderner elektronischer Informations- und Kommunikationstechnologien vernetzen.

Das bedeutet, Gesundheitsdienstleister und PatientInnen stehen nicht direkt miteinander in Kontakt, sondern die Interaktion findet über elektronische Mittel statt.

Ein Schweizer Spital, das den anderen in diesem Punkt schon weiter voraus ist, ist das Luzerner Kantonsspital. Mit LUKiS wurde hier im Herbst 2019 eine digitale Arbeitsplattform für den gesamten medizinischen Bereich eingeführt. Alles funktioniert nun vollständig papierlos. Nebst dem automatischen SelfCheck-In, haben die PatientInnen und alle an der Behandlung beteiligte Fachpersonen jederzeit die Möglichkeit, die Patientenakte einzusehen. Zudem finden die PatientInnen auf der App ihre Befunde, Medikation etc. und können ihre Termine verwalten.

Vorteile:

  • Verbesserung der Versorgungsqualität
  • Erleichterung der Dokumentation
  • Verbesserung bei Organisation und Kommunikation
  • Qualitätssteigerungen bei Diagnostik und Therapie (insbesondere bei Operationen)
  • Zeitersparnis
  • Mehr Zeit für den direkten Patientenkontakt
  • Entlastung von Routineaufgaben
  • Entlastung von körperlich anstrengenden Tätigkeiten
  • Fernbetreuung von Patienten

(Bild: Alexander Grey auf Unsplash)

Elektronisches Patientendossier (EPD)

Im Kontrast zu den Techniken mit Patientenbezug, gibt es Techniken im Hintergrund wie Labor-, Radiologie-, Bild-, Kommunikation-, Patientenmanagementsysteme etc.

An bekanntesten ist aber vermutlich das Elektronische Patientendossier (EPD). In Frankreich wurde dieses schon im Jahr 2004 lanciert.

In der Schweiz wird das EPD seit 2020 schrittweise eingeführt. Das digitale Ablagesystem enthält behandlungsrelevante Informationen und Kopien der Aufzeichnungen der elektronischen Krankengeschichte. Es soll den Informations- und Dokumentenaustausch zwischen allen am Behandlungsprozess Beteiligten transparenter, einfacher, sicherer und effizienter gestalten.

Schluss mit Papierkram: Mit dem EPD gehören solche Bilder im Gesundheitswesen bald schon der Vergangenheit an. (Bild: Angelo Giordano auf Pixabay)

Durch die Einführung des EPD sollen Patientenakten immer und überall über eine einheitliche Plattform abrufbar sein. So wird jeder Arzt und jedes Spital Zugriff auf die EPDs haben. Ein neuer Arzt kann die Daten einfach und schnell automatisch auswerten und das Dossier ergänzen, wobei nichts verloren gehen kann. Die PatientInnen sollen dabei ebenfalls Zugriff auf ihr Dossier haben.

IoMT – Geschickt vernetzt

Das Internet of Medical Things (IoMT, Internet der medizinischen Dinge) ist ein Netz von mit dem Internet verbundenen medizinischen Geräten und Tools, die Daten austauschen und zur Analyse an die Cloud übermitteln.

Machten die Ärzte früher noch persönliche Hausbesuche, um nach PatientInnen zu sehen, ermöglicht heute die Telemedizin «digitale Hausbesuche». Das IoMT geht jedoch weit über die Telemedizin hinaus. Es verbessert in den Krankenhäusern vor allem die Abläufe und erhöht die Datengenauigkeit.

Das fängt an bei der Verwaltung von Patientenakten, über die Überwachung von Gesundheitszuständen von PatientInnen bis hin zur Datenübertragung zwischen den medizinischen Fachkräften.

Konkret können die vernetzten Geräte beispielsweise helfen, Infektionen bei den PatientInnen zu verhindern, die Notfallversorgung zu beschleunigen, die Kühlschranktemperatur zu regulieren oder individuell auf die PatientInnen abgestimmte Medikationspläne zu erstellen.

Indem sie die Zahl der Spitalaufenthalte und Arztbesuche reduzieren und die Effizienz der Behandlung erhöhen, können IoMT- Lösungen dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung zu optimieren und die Kosten zu senken.

Die technischen Möglichkeiten in diesem Bereich sind bahnbrechend und bieten grenzenloses Potenzial.

Security: Datenschutz und -sicherheit

Der Trend zu «intelligenten» Krankenhäusern mit vernetzten Systemen, telemedizinischen Untersuchungen, roboter-assistierten Operationen und digitalen Endgeräten ist unaufhaltbar. In den letzten Jahren wurden zudem viele Abläufe im Gesundheitswesen in Cloud-Datenbanken und benutzerdefinierte Anwendungen verlagert.

Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) sieht das Gesundheitswesen deshalb als kritische Infrastruktur. So wird das Thema Datensicherheit immer wichtiger – gerade im Hinblick auf das Elektronische Patientendossier und den Anstieg an Cyberkriminalität.

Spitäler brauchen zwingend technische Schutzmassnahmen um das Netzwerk, die Geräte und die IT-Infrastruktur zu schützen.

Aufgrund der Digitalisierung müssen Spitäler technische und organisatorische Sicherheitsvorkehrungen treffen, um die Personendaten der PatientInnen zu schützen. (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)

Des Weiteren ist in der Gesundheitsversorgung die Sicherheit der verarbeiteten Informationen von besonderer Bedeutung. Krankenhäuser müssen sich sowohl an das Datenschutzgesetz als auch an die in den kantonalen Vorschriften verankerten Grundsätze bezüglich der Datenbearbeitung und die Einwilligung seitens der PatientInnen halten. Da es sich bei Patientendaten um persönlich identifizierbare sowie sensible medizinische Informationen handelt, kann ein Datenleck nicht nur den Ruf der PatientInnen, sondern auch der Ärzte als auch des Spitals und der ärztlichen Fachkräfte schädigen.

Video-Konferenzen & Telemedizin

Dank der Digitalisierung der Medizin können Krankheiten heute früher und schneller erkannt werden. Sie können besser überwacht, und im Idealfall kann gar ein Ausbruch verhindert werden.

Hierzulande werden viele der Chancen, die die digitalen Technologien bieten aber leider noch nicht optimal genutzt. Während in anderen europäischen Ländern Telemonitoring und Video-Sprechstunden längst Standard sind, hinkt die Schweiz deutlich hinterher.

Fortschrittlich ist diesbezüglich die Hirslanden-Gruppe, die bereits Online-Konsultationen per Video oder Telefon anbietet und mit Ferndiagnosen und Fernbehandlungen weiterhilft.

Für ÄrztInnen und PatientInnen gleichermassen zeitsparend: Die Video-Sprechstunde bietet für viele Bereiche eine gute Alternative oder Ergänzung zur Behandlung vor Ort. (Bild von hillside7 auf Pixabay)

Was auch deutlich für Telemedizin-Lösungen (z.B. die Medgate-App) spricht: Menschen in ländlichen strukturschwachen Regionen bekommen leichter Zugang zu medizinischer Expertise.

Des Weiteren unterstützen digitale Tools insbesondere auch die Vernetzung zwischen den Spitälern und den zwischen Fachkräften. Sie ermöglichen einen effizienteren Austausch, z.B. durch interaktive Konferenzen die online via Video-Call stattfinden und an denen die SpezialistInnen remote teilnehmen können. Ein gutes Beispiel, das teilweise in der Schweiz bereits umgesetzt ist, sind digitale Tumorboards in der Onkologie, wie sie beispielsweise das Berner Inselspital im Einsatz hat.

Bed Side Services – Komfort per Knopfdruck

Weiter ausbauen wird sich in Zukunft in den Spitälern sicherlich auch der Bereich der Bed Side Services in Form interaktiver Terminals am Krankenhausbett. Solche Geräte ermöglichen es den PatientInnen Ihre Bedürfnisse ganz einfach per Knopfdruck zu steuern – von der Bettensteuerung, über die Menü-Bestellung, die Abfrage des Therapieplans und Service-Calls, bis hin zu Entertainment und Kommunikation am Krankenhausbett. Auch Video-Visiten mit den medizinischen Fachkräften sind über die Terminals möglich.

So machen die smarten Tablets nicht nur den Krankenhausaufenthalt für die PatientInnen komfortabler, sondern entlasten auch das Pflegepersonal und ermöglichen, dass die zu behandelnden Personen noch besser betreut werden können.

In der Schweiz ist Trifact Marktführer für solche Bed Side-Technologien, wobei die Firma auch die Möglichkeit anbietet, dass die PatientInnen ihr eigenes Smartphone für die Services nutzen, indem sie eine App herunterladen.

Das Spitalzentrum Biel hat Bedside-Terminals von Trifact an den Patientenbetten bereits im Einsatz und auch den Neubau des Kantonsspitals St. Gallen wird die Firma mit ihrer Technologie ausstatten.

Wearables & Co.

Sie erleichtern uns in vielen Alltagsbereichen das Leben in Form von Fitnesstrackern & Co., können aber auch in der Medizin lebenswichtige Funktionen übernehmen:

Sensorbasierte Technologien wie Wearables, Biosensoren und mobile Apps dienen dazu, die Vitaldaten von PatientInnen in Echtzeit zu messen – z.B. die Blutwerte, die Herz- und Atemfrequenz, den Insulinspiegel oder die Lungenfunktion – und sie können auch Impulse geben, um medizinische Geräte zu steuern.

Digitale Lösungen in diesem Bereich können die Effizienz der Spitäler enorm verbessern.

So können die smarten Sensoren etwa melden, wenn sich eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes der PatientInnen abzeichnet und sie helfen dabei zu ermitteln, welche Therapielösung für die jeweilige zu behandelnde Person am besten sind.

Wearables lassen sich über Bluetooth verbinden, um die gemessenen Daten an das Krankenhaus-Netzwerk zu übertragen und dort auszuwerten. Dabei verlassen die Daten, im Gegensatz zu Smartwatches, zu keiner Zeit die geschützte Umgebung des Spitals und werden nicht in einer Cloud gespeichert. Daher sind sichere, starke digitale Netzwerk-Lösungen von grosser Wichtigkeit. Eine solche haben die Firma Cisco, das Universitätsspital Basel (USB) und das Zürcher Software Unternehmen Leitwert entwickelt. Damit werden die Datensicherheit und die Persönlichkeitsrechte der Spital-PatientInnen systematisch gewährleistet.

Die medizinische Fernüberwachung ist der Haupttreiber für die Verwendung medizinischer Wearables. (Bild: Stephen Dawson auf Unsplash)

Ausserhalb des Krankenhauses helfen Wearables im Gesundheitsbereich beim Telemonitoring oder auch den PatientInnen selbst, ihre Krankheiten zu managen. Von der Firma Ypsomed gibt es beispielsweise ein automatisiertes Insulinabgabe-System, das über das Smartphone gesteuert wird und mit dem Dexcom der Diabetes-PatientInnen verbunden ist.

Die smarte Pille

Die falsche oder mangelhafte Medikamenteneinnahme durch PatientInnen ist ein grosses Problem für den Gesundheitssektor. Abhilfe schafft hier die sogenannte «Smart Pill» oder auch «Digital Pill».

Der Markt für intelligente Pillen wird im Prognosezeitraum 2022-2027 voraussichtlich mit einer registrierten CAGR von fast 14,5 % wachsen. (Bild: danilo.alvesd auf Unsplash)

«Smart Pills» sind essbare Tabletten, die sich in der Magensäure auflösen. Sobald dies geschieht, wird ein elektrisches Signal an ein Pflaster auf der Haut der PatientInnen gesendet. Dieses wiederum bestätigt die Einnahme des Medikaments per Bluetooth an eine App. Wird die Einnahme vergessen, sendet die «Smart Pill» eine automatische Erinnerung an das Smartphone der PatientInnen und kontaktiert die ärztliche Fachkraft, falls die Tablette auch danach nicht eingenommen wird.

In Zukunft werden «Smart Pills» noch vieles mehr können, u.a. den PatientInnen und ÄrztInnen Rückmeldung geben, wie gut eine Behandlung anschlägt.

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