Wie virtuelle Tumorboards die Spitäler entlasten und die Behandlungsqualität bei Krebserkrankungen erhöhen

Die Digitalisierung hält weiter Einzug ins Spitalwesen – so auch in der Krebstherapie. Wir zeigen, wie Fallbesprechungen virtuell durchgeführt werden und medizinische Fachkräfte sich unabhängig von ihrem Standort per Videokonferenz austauschen können. Was die weiteren Vorteile sind und warum die Schweiz im internationalen Vergleich noch hintenansteht, lesen Sie hier.

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Krebs gilt auch im Jahr 2023 in der Schweiz als zweithäufigste Todesursache. Besteht einmal der Verdacht, gilt es schnell zu handeln, da sich der Zustand der Betroffenen, je nach Krebsart, rapide verschlechtern kann.

Nach der Diagnostik liegt es an den medizinischen Fachkräften, einen möglichst effizienten Behandlungsplan zu erstellen. Spitäler haben zu diesem Zweck sogenannte Tumorboards – oder auch Tumorkonferenzen – eingerichtet. Diese sind in der Schweiz seit gut 50 Jahren im Einsatz.

Liveübertragung des Tumorboards simultan im Inselspital mit Fachärzten im Tiefenauspital
(Photo by Endoskopiezentrum Bern)

Tumorboards sind regelmässig stattfindende Sitzungen, bei denen medizinische Fachkräfte aus unterschiedlichen Fachbereichen über die optimalen Behandlungsmöglichkeiten ihrer Krebsfälle entscheiden. Sie sind eine wichtige Form der Qualitätssicherung, da sie die Expertise zahlreicher Fachleute zusammenbringen, um so die bestmögliche Behandlung für die PatientInnen festzulegen. Zudem dienen sie der Koordination und der Kommunikation über alle Abteilungen hinweg.

Tumorboard goes digital

Krebsbehandlungen sind meistens eine Kombination verschiedener Therapieformen, deshalb ist der interdisziplinäre Austausch an den Tumorboards enorm wichtig. Die Sitzungen helfen, Chirurgie, Chemotherapie und Radiologie aufeinander abzustimmen und die einzelnen Behandlungsschritte der Therapie zu koordinieren. Beteiligt sind SpezialistInnen verschiedener Fachrichtungen oder sogar aus verschiedenen Spitälern. Bei seltenen Krebsarten ist die benötigte Expertise selbst in der Schweiz nicht vorhanden, was ein konventionelles Tumorboard verunmöglicht.    

Genau an diesem Punkt lag bisher oft das Problem. Alle ExpertInnen physisch zu einer bestimmten Zeit an einen Tisch zu bringen, schränkte die Flexibilität und Verfügbarkeit der behandelnden ÄrztInnen bisher unnötig stark ein.

Mit der Digitalisierung des Tumorboards müssen sich die involvierten Fachpersonen nun nicht mehr persönlich vor Ort treffen oder heikle Informationen ungesichert über das Telefon austauschen, sondern können die Krankenfälle online unter dem Einsatz interaktiver Videokommunikation besprechen. Im hybriden Austausch werden die Befunde direkt auf den Screens geteilt. Das heisst, die Teilnehmenden der Konferenz sind persönlich oder online dabei – und bei Bedarf können sich auch die PatientInnen von zuhause aus dazuschalten.

Beispiel Norwegen – so geht’s

Wie effizient virtuelle Tumorboards tatsächlich sein können, zeigt das Beispiel aus Norwegen.
Im untenstehenden Video erzählen Fachkräfte des Universitätskrankenhauses Oslo und der Hirntumorvereinigung Norwegen, wie sie mit der Webex Multi-Content-Lösung von Cisco das virtuelle Tumorboard umsetzen und sich dadurch die Wartezeit für Krebspatienten von sieben auf eine Woche verkürzt hat:

Vorteile:

  • ÄrztInnen und ExpertInnen aus allen Disziplinen können sich von überall in der Welt dazuschalten (auch von abgelegenen Orten)
  • Die Beteiligten haben simultan die gleichen Screens vor Augen und Zugriff auf alle relevanten Daten
  • Es können mehr Fälle in derselben Zeitspanne besprochen werden
  • Die höhere Effektivität wirkt dem Fachkräftemangel entgegen
  • Die gesteigerte Effizienz spart wertvolle Zeit und Kosten
  • Die zeitnahe Erstellung abgestimmter Behandlungspläne wird vereinfacht
  • Besprechungen können häufiger stattfinden, da sich der Aufwand pro Sitzung reduziert
  • Eine effizientere Datenüberprüfung sowie eine verbesserte klinische Dokumentation wird ermöglicht

Was sind die Voraussetzungen für einen reibungslosen Ablauf?

Damit das virtuelle Tumorboard optimal abläuft, muss als Erstes die technische Grundlage stimmen. Eine digitale Lösung, wie etwa das cloud-basierte Workflow-Produkt NAVIFY® Tumor Board von Roche, bedarf einer robusten, sauberen und sicheren Netzwerkinfrastruktur. Auch müssen die zugeschalteten Teilnehmenden zumindest über eine technische Grundausstattung verfügen. Dies gewähren Anbieter wie Cisco: Das Inselspital Bern hat beispielsweise deren mehrfach ausgezeichnete Webex-Lösung im Einsatz.

Zweitens sollte – unabhängig davon, wie die IT-Lösung aussieht – gewährleistet sein, dass allen an der Videokonferenz Teilnehmenden stets exakt dasselbe Bildmaterial in gleicher Qualität zur Verfügung steht.

Ein dritter Punkt ist die Sicherstellung der Einhaltung des Datenschutzes (z.B. durch Datenverschlüsselung). Auch hier bietet Cisco ein breites Spektrum an Lösungen an.

Haben Sie Fragen zur Digitalisierung von Tumorboards oder suchen Sie eine passende virtuelle Lösung?

Dr. Garif Yalak berät Sie gerne. Er ist Head of Digital Transformation Healthcare, Education & Governance bei Cisco Schweiz.
E-Mail: gyalak@cisco.com

Interessant für Planende zu wissen: Die Telemedizin in der Onkologie wird sich in Zukunft über die Videotumorkonferenz hinaus sicherlich noch um den Bereich des Telemonitorings erweitern. Beispielsweise um während der Behandlung oder im Anschluss Vitalparameter oder Zwischenanamnesen von ambulanten Patienten zu erfassen oder um die psychoonkologische Betreuung zu optimieren.

Warum die Schweiz noch hinterherhinkt

Im internationalen Vergleich hinkt die Schweiz in Sachen Einführung digitaler Tumorboards leider noch deutlich hinterher. Das liegt in erster Linie an der Vergütung. Obwohl die Vorbereitung und die Durchführung einer Fallvorstellung komplex ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, wird sie mit der aktuellen TARMED-Tarifregelung nicht optimal vergütet. Virtuelle Tumorboards, wie auch die Telemedizin, sind für Schweizer Spitäler wirtschaftlich unattraktiv.

«Der Bereich Telemedizin, Videokonferenzen inklusive, hat ein sehr grosses Potenzial, auch in der Schweiz. Damit dieses aber ausgeschöpft werden kann, braucht es attraktivere Rahmenbedingungen für die Spitäler. Aus vielen Hintergrundgesprächen weiss ich, dass die breite Aufnahme von Telemedizin und Videokonferenzen in das neue Tarifmodell einen starken Innovationschub auslösen würde.»

Dr. Garif Yalak, Head of Digital Transformation Healthcare, Education & Governance bei Cisco

Ein weiteres Problem, so Yalak, könnte auch die mangelnde IT-Affinität des Fachpersonals sein, d.h. nicht vorhandene oder unzureichende digitale Skills. Und letztlich ist auch das Fehlen einer IT-Infrastruktur (z.B. professioneller Endgeräte) ein Hindernis.

Was die nähere Zukunft bringt

Wie das oben erwähnte Beispiel aus Norwegen oder der Einsatz in Deutschland zeigt, eignet sich das virtuelle Tumorboard optimal für die Vernetzung von Randregionen – gerade hiervon könnte auch die Schweiz besonders profitieren.

Es besteht der Lichtblick, dass die Telemedizin – und hoffentlich auch der Entwicklungsprozess im Bereich Videokonferenzen – mit der Einführung der neuen Arzttarif-Struktur TARDOC einen Schritt in die richtige Richtung macht.

Der Berufverband der Schweizer Ärzte (FMH) sagt dazu:
«Es ist vorgesehen, dass alle Ärzte mit TARDOC zukünftig telemedizinisch zeitgleiche Konsultationen à 20 Min. per Video oder Telefon durchführen können. Psychiater können mit der soeben fertiggestellten Version 1.3.1 auch Therapiesitzungen telemedizinisch durchführen, wenn die Situation bzw. die psychische und/oder physische Verfassung des Patienten es erfordern bzw. zulassen. Diese Version wird Ende des Jahres beim Bundesrat zur Genehmigung eingereicht und könnte per 2025 eingeführt werden. Weitere telemedizinische Leistungen werden in späteren Versionen wohl in den Tarif integriert, z.B. Dermatologie.»

Dieser Artikel auf «scale-it» wurde in Zusammenarbeit mit Cisco Schweiz verfasst. Der Werbepartner ist einer der führenden Anbieter von Cloud-Technologie-Lösungen und Security-Services. Der Beitrag entspricht den redaktionellen Richtlinien von «scale-it». 
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