Darum braucht das Schweizer Startup Typewise keine eigene IT-Infrastruktur

Typewise hat einen Schreibassistenten entwickelt, der mittels künstlicher Intelligenz hilft, Texte bis zu drei Mal schneller zu erstellen. Firmengründer Janis Berneker erklärt, wie er die IT-Infrastruktur den Bedürfnissen seines schnell wachsenden Startups anpasst.

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Für Schnellleser: das Wichtigste in Kürze

  • Typewise hat rund 20 Mitarbeitende auf der ganzen Welt verteilt.
  • Das Startup hat eine KI entwickelt, die aufgrund eines Wortes ganze Sätze und Textbausteine vorhersagen kann.
  • Das Tech-Startup kommt ohne eigene IT-Infrastruktur aus, so dass die Ressourcen parallel zum Geschäftsverlauf skaliert werden können.

Typewise hat rund 20 Mitarbeitende auf der ganzen Welt verteilt.
Das Startup hat eine KI entwickelt, die aufgrund eines Wortes ganze Sätze und Textbausteine vorhersagen kann.
Das Tech-Startup kommt ohne eigene IT-Infrastruktur aus, so dass die Ressourcen parallel zum Geschäftsverlauf skaliert werden können.

Der Startup Space in Schlieren bei Zürich ist ein heller Bau mit grossem Innenhof, um den sich auf drei Stockwerken kleine Büros aneinanderreihen. Hier eingemietet ist auch die Firma Typewise. Das Schweizer Start-up beschäftigt sich mit Deep-Tech und hat einen Schreibassistenten entwickelt, der auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Die KI kann auf Grund eines geschriebenen Wortes ganze Sätze voraussagen und Tippfehler korrigieren und dank Textbausteinen lassen sich Schreibarbeiten zwei bis drei Mal schneller erledigen.

IT-Organisation: die Cloud macht’s

Von all dem merkt man nichts, wenn man die Räumlichkeiten betritt, in denen der Mitgründer und CTO von Typewise, Janis Berneker, zum Gespräch einlädt. Der auf rund 20 Mitarbeitenden angewachsenen Firma reicht ein Raum mit vier Arbeitsplätzen, auf denen je ein grosser Bildschirm steht, ansonsten ist die Einrichtung spartanisch.

Blick in das Büro von Janis Berneker, wo die interne IT bis auf das Laptop fehlt: Der CTO sitzt an seinem Schreibtisch.

Blick ins Büro des Schweizer Start-ups: Wenig Infrastruktur, viel Brainpower.

«Wir haben schnell erkannt, dass uns die Künstliche Intelligenz ganz neue Geschäftsfelder eröffnet.»

Wer hier in der Zentrale der Firma arbeitet, bringt sein eigenes Notebook mit. Der Grossteil der Entwickler, Ingenieure, Designer, Marketing- und PR-Fachleute ist praktisch nie vor Ort und arbeitet in Slowenien, Rumänien, den Philippinen oder England – dort wo die Menschen zu Hause sind.

Wer bei einem KI-Startup wie Typewise nun Server-Farmen in gut abgesicherten und gekühlten Räumen erwartet, wird hier enttäuscht. «Wir haben alle Systeme in der Cloud, so dass wir den Bedarf an Rechenleistung und Speicherplatz jederzeit dem Geschäftsverlauf anpassen können», erklärt Berneker.

Wir haben alle Systeme in der Cloud, so dass wir den Bedarf an Rechenleistung und Speicherplatz jederzeit anpassen können.

Janis Berneker, CTO Typewise

Im Kern geht es Berneker nämlich auch nicht um Technologie, sondern um eine Grundidee, die er schon vor Jahren hatte: «Unsere KI versteht, was Userinnen und User schreiben wollen». So lautet die Vision von Typewise «Decoding human thoughts».

Von der Tastatur-App zur KI

Im Jahr 2006 lancierte Janis Berneker mit seinem Geschäftspartner mit der App WRIO ein Tastaturlayout für Smartphones, das dank neuartiger Anordnung der Buchstaben in einem Wabenmuster die Eingabe mit den beiden Daumen ermöglichte, was die Interaktion zwischen Mensch und Smartphone deutlich beschleunigte. 2019 kam dann mit der Umbenennung in Typewise die Erweiterung mit einer künstlichen Intelligenz, die bessere Wortvorschläge liefert und Ungenauigkeiten bei der Eingabe erkennt und korrigiert. «Das war die erste finale Version der App. Wir haben dafür zusätzliche Entwickler engagiert und den Brand entwickelt», sagt Berneker.

Schnell erkannte man bei Typewise, dass man mit dem nötigen Know-How und KI-Frameworks wie Googles TensorFlow leistungsstarke KI trainieren und damit neue Geschäftsfelder erschliessen kann. In mehreren Finanzierungsrunden – darunter auch eine im von Cisco unterstützten Startup-TV-Format «Die Höhle des Löwen» – beschaffte sich die Firma das nötige Kapital, um gemeinsam mit KI-Spezialisten der ETH Zürich die künstliche Intelligenz so weiterzuentwickeln, dass sie ganze Textabschnitte voraussagen kann. Sie erkennt auch Rechtschreibfehler und korrigiert diese bereits während der Eingabe.

IT-Infrastruktur dank Cloud-Lösung skalierbar

«Wir trainieren die KI spezifisch auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden, indem wir sie mit deren E-Mails und Dokumenten, zum Beispiel des Kundendienstes oder Supports füttern», erklärt Janis Berneker. Je nach Wunsch des Kunden wird das System direkt vor Ort oder in einer externen Cloud gehostet und trainiert. «Jeder Kunde hat seine eigene KI, womit wir den Datenschutz jederzeit gewährleisten können.»

Der Verzicht auf eine eigene IT-Infrastruktur hat im agilen Startup nur Vorteile: Die Mitarbeitenden kümmern sich um die Entwicklung und das Training der KI, alles andere wird spezialisierten Dienstleistern überlassen.

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